Ein Hirtenjunge hütete jeden Tag die Schafe. Morgens holte er die Tiere von ihren Besitzern ab und trieb sie zum Hügel über dem Dorf, wo die Schafe grasen konnten. Am Abend brachte er sie gewissenhaft zurück ins Dorf.
Manchmal langweilte sich der Hirtenjunge, schließlich sah er den ganzen Tag nur Schafe, Schafe, Schafe. So wollte er sich eines Tages einen Spaß erlauben und rief: »Der Wolf! Der Wolf! Der Wolf will sich ein Schaf holen!« Sofort kamen die Dorfbewohner mit ihren Mistgabeln und Dreschflegeln aus dem Dorf gelaufen, um den Wolf zu verjagen. Doch da war kein Wolf. Der Hirtenjunge lachte Tränen über die verdutzten Gesichter der Bauern. Ihm gefiel der Spaß so gut, dass er ihn nach einigen Tagen wiederholte. Wieder rief er: »Der Wolf! Der Wolf will sich ein Schaf holen!« Und wieder kamen alle Bewohner des Dorfes angerannt, um dem Knaben beizustehen – doch es war kein Wolf zu sehen. Eines Herbstabends, als sich der Hirtenjunge mit den Schafen auf den Heimweg machen wollte, kam tatsächlich ein Wolf. Der Bursche schrie voller Angst: »Der Wolf! Der Wolf will eines der Schafe holen!« und kletterte eilends auf einen hohen Baum. Doch diesmal kam nicht ein einziger Bauer. ` Fazit: Ein Sprichwort sagte dazu: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“
Courtesy of My Wonder Studio
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Elsa Sichrovsky
Mit langsamen Schritten betrat ich die Unterrichtstunde für japanische Konversation und ließ mich müde auf meinen Stammplatz nieder. Von all meinen Fächern war dies das schlimmste. Mir graute vor den drei Stunden, in denen ich meine Zunge verdrehen musste, um die Tonlage von Unterhaltungen in einer fremden Sprache zu erreichen. Nachdem ich einen Dialog mit meinem Partner durchgearbeitet hatte, hörte ich zu meiner Überraschung, wie das Mädchen hinter mir den Dialog ganz alleine las. Polly saß während des ganzen Semesters hinter mir, aber irgendwie hatten wir nie miteinander gesprochen. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, dass Pollys Gesprächspartnerin abwesend war. Als ich zuhörte, wie Polly sich durch den langen Dialog mühte, zuckte ich zusammen beim Gedanken, an ihrer Stelle zu sein. „Wie kann eine Person alleine ein Duett singen?“, fragte die Lehrerin scherzhaft. „Polly, such dir einen Partner, der den nächsten Dialog mit dir macht.“ Im Flüsterton fragte ich: „Willst du den Dialog mit mir lesen?“ Pollys Augen strahlten. „Ja, danke!“, flüsterte sie zurück. Wir lasen den nächsten Dialog zusammen, und Polly bedankte sich danach nochmals bei mir. Ich wandte meine Aufmerksamkeit dann den Erklärungen der Lehrerin zu informellen Sprachmustern im Japanischen zu und mein Gespräch mit Polly geriet in den Hintergrund. Als die Pausenklingel endlich läutete, war ich gerade dabei, mein Lehrbuch und meine Notizen wegzupacken, als Polly sich vorbeugte und mir einen kleinen gelben Post-it-Zettel in die Hand drückte. Außerhalb des Klassenzimmers öffnete ich den Zettel und las: „Liebe Elsa, danke, dass du heute den Dialog mit mir gelesen hast! Ich wünsche dir einen guten Abschluss! Du kannst das schaffen!“
Passagen aus der Bibel über die Geduld für Kinder.
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July 2024
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